Neuerscheinung
Das Buch "Aufdeckungsprozesse männlicher Betroffener von sexualisierter Gewalt in Kindheit…
[ 20.12.2017 ]Mit den Interviews zu Aufdeckungsprozessen wollten wir aus verschiedenen Blickwinkeln Wissen über die Aufdeckung von sexualisierter Gewalt gegen männliche Kinder und Jugendliche sammeln. Dazu haben wir erstens mit Personen gesprochen, denen als Jungen in Kindheit oder Jugend sexualisierte Gewalt widerfahren ist, zweitens mit Personen, die im Aufdeckungsprozess von diesen Betroffenen als hilfreich erlebt wurden und drittens mit Personen, die aus professioneller beruflicher Perspektive mit Aufdeckung zu tun haben.
Wir haben mit Männern, denen sexualisierte Gewalt in Kindheit oder Jugend widerfahren ist, über die Aufdeckungsprozesse dieser Erlebnisse gesprochen. Es gibt unterschiedliche Definitionen und Verständnisse davon, was sexualisierte Gewalt ist und was Aufdeckung bedeuten kann. Ebenso gibt es verschiedene Begriffe. Andere Begriffe für ‚sexualisierte Gewalt‘ sind zum Beispiel ‚sexueller Missbrauch‘ oder ‚Grenzüberschreitungen‘. Für ‚Aufdeckung‘ gibt es auch Bezeichnungen wie ‚Offenbarung‘ oder ‚Offenlegung‘. Wir haben die Sicht der betroffenen Männer erfragt und deren Verständnis von sexualisierter Gewalt. Wir wollten uns selbst den Blick nicht verstellen, indem wir den Begriff vorab in eine Definition zwängen.
In den Interviews wollten wir erfahren, wie die Aufdeckungsprozesse abgelaufen sind, wie sie von den betroffenen Männern erlebt wurden und welche Umgangsweisen diese damit hatten. Uns interessierte vor allem, was geholfen hat, wer geholfen hat und was zu einem gelingenden Aufdeckungsprozess beitragen kann.
Unsere Interviews wurden von geschulten Personen durchgeführt. Es bestand die Möglichkeit, zwischen einem männlichen Interviewer und einer weiblichen Interviewerin zu wählen.
Die Interviewer_innen stellten Fragen zur Aufdeckung. Die Interviewpartner bestimmten selbst über die Gesprächsinhalte wie z.B. das Ausmaß, in welchem sie über ihre Gewalterfahrungen sprachen. Wir haben die Interviews auf Tonband aufgezeichnet und dann damit weitergearbeitet. Informationen zum Umgang mit der Aufzeichnung (Anonymität, Sicherheit) finden Sie hier.
In Interviews mit Personen, die an der Aufdeckung von sexualisierter Gewalt beteiligt waren und dabei als hilfreich erlebt wurden, wollten wir deren Sichtweise auf den Prozess erfahren. Uns interessierte dabei, was es den Personen ermöglicht hat, den Betroffenen zu unterstützen und wie sie den Prozess erlebt haben, auf welche Schwierigkeiten sie eventuell gestoßen sind und wie sie damit umgegangen sind.
Auch hier galt, dass die Interviewpartner_innen darüber bestimmen konnten, was sie erzählen und was nicht. Es galten dieselben Regeln zum Umgang mit der Interviewaufzeichnung (siehe hier). Den Beteiligten wurden keine Informationen aus dem Interview mit der betroffenen Person übermittelt – sie wurden nach ihrer eigenen Sicht auf die Aufdeckung, soweit sie daran beteiligt waren, gefragt.
In einem weiteren Schritt wurden Personen interviewt, die beruflich mit der Aufdeckung von sexualisierter Gewalt gegen männliche Kinder und Jugendliche zu tun haben. Dabei handelte es sich vor allem um Mitarbeiter_innen von Beratungs- und Selbsthilfeeinrichtungen. Desweiteren wurden Mitarbeiter_innen von Jugendämtern und der Polizei interviewt und Forscher_innen, die zu dem Thema Studien durchgeführt haben.
In diesen Interviews ging es einerseits darum, was aus deren Sicht Jungen darin unterstützt, sexualisierte Gewaltwiderfahrnisse aufzudecken. Andererseits ging es um Bedarfe, etwa hinsichtlich der Versorgung von Betroffenen, der Prävention und Intervention oder der Gesetzeslage.
Die Erkenntnisse dienten als Grundlage für die Entwicklung von Fortbildungsangeboten.